Mihok, Statische und Dynamische Stellungsbewertung (Euroschach)

Euroschach
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FM Laszlo Mihok

Band 1

für Trainer und Spieler

JugendSchachVerlag 1922

Hardcover, 2022 Seiten

 Schach als Sprungbrett für die Entwicklung der Spielerpersönlichkeit!

Schach ist in erster Linie Sport und Spiel, hat jedoch insbesondere bei Jugendlichen die unschätzbare Eigenschaft, spielend enorm wichtige Fähigkeiten zu entwickeln, darunter logisches Denken, Konzentration, Ausdauer und Entscheidungskompetenz. Gutes Schachspielen erfordert Ziele zu setzen und sie konsequent und beharrlich zu verfolgen.
Ohne einen guten Plan kann man nicht gewinnen, der aber muss die gegnerischen Züge in Betracht ziehen und falls nötig geändert werden. Das alles und viele weitere Themen werden in diesem Buch angesprochen. Es werden die Möglichkeiten zur Einschränkung der Beweglichkeit gegnerischer Figuren, die DASS-Treppe, die Arten der Übermacht, die Bedeutung und Ausnutzung von offenen Linien und verschiedenen Schwächen, die Abwicklung, die drei Faustregeln, dynamisches Schach, Eselsohr als Angriffsmarke und der Torpedo-Angriff erklärt. Cover)


ISBN: 978-3-944710-49-5

Vorwort

Es gab Zeiten, in denen es nur wenige gute Schachlehrbücher gab, womit nicht Turnierbücher, spezielle Eröffnungs- oder Endspielwerke und Meisterbiografien gemeint sind, sondern allgemeine Lehrbücher, die auch dem Novizen einen leichten, aber nicht zu oberflächlichen Einstieg in das königliche Spiel ermöglichen sollten. Neben einfachen Einsteigerbüchern sind insbesondere die klassischen Werke von Tarrasch und Lasker zu nennen.

Im 19. Jahrhundert und davor lag das Augenmerk hochrangiger Spieler überwiegend auf dem Streben nach materiellem Vorteil durch taktische Mittel und scharfe Angriffe, dennoch gab es auch schon sehr früh Meister mit einem tieferen Verständnis des Schachspiels, bereits Philidor wies darauf hin, dass die Bauern die Seele des Spiels sind. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts haben Steinitz, Lasker, Tarrasch und andere die Grundlagen des positionellen Spiels ausgearbeitet. Noch zu Wirkungszeiten dieser und anderer älterer Schachmeister wurden deren wohlbegründete eiserne Grundsätze mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts von jüngeren Spielern hinterfragt und Wege zu einem moderneren und allgemeineren Schachverständnis gesucht und gefunden. In der Mitte des 20. Jahrhunderts gewannen dann positionelle und strategische Aspekte eine immer größere Bedeutung, und die Taktik schien nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen.

Das änderte sich jedoch zum Ende des letzten Jahrhunderts mit dem Heraufkommen von Schachprogrammen und Schachcomputern, deren positionelle Fähigkeiten zunächst schwach und deren strategisches Vermögen so gut wie gar nicht vorhanden waren, ihr taktisches Spiel wurde jedoch sehr schnell überaus stark. Das betrifft nur die Eigenschaften der eigentlichen Schachalgorithmen und nicht deren Unterstützung durch riesige Eröffnungs‑, Endspiel- und Partiedatenbanken. Die schließlich erreichte enorme taktische Stärke der Computer beeinflusste die menschlichen Spieler insofern, als sie der Schachtaktik wieder ein größeres Gewicht beimaßen. Gelegentlich konnte man den Eindruck gewinnen, dass die positionellen und strategischen Elemente des Schachspiels teilweise zu vernachlässigen begonnen wurden.

Das alles hat sich selbstverständlich auch auf die Art und Weise ausgewirkt, wie man heute Schach lehren sollte. Laszlo Mihok hat sich überdies nicht zum Ziel gesetzt, ein Lehrbuch nur für Einsteiger oder nur für angehende Meisterspieler zu schreiben, sondern eines, dass einem großen Spielerkreis vom fortgeschrittenen Anfänger bis zum Meisteranwärter von Nutzen ist. Deshalb steht in diesem Buch auch ein bisher weniger intensiv beackertes Feld im Vordergrund, nämlich das der Dynamik, insbesondere der Bauerndynamik. Demgemäß liegt die Betonung darauf, wie die dynamische Führung der Bauern den Partieverlauf beeinflusst und wie diese mit den übrigen Steinen zusammenwirken.

Es geht ihm jedoch nicht nur um die Wahrheit auf dem Schachbrett, wie sie einst Tarrasch suchte, sondern auch um den Einfluss der Situation des jeweiligen Spielers, wozu der gesamte physische und psychische Zustand eines Spielers zu rechnen ist, inklusive Motivation, Kampfeswille, Charakter, Erschöpfungsgrad, Gesundheitszustand, Turniersituation etc. Da denkt man an Lasker, der die individuellen psychischen Faktoren der Spieler und ihren Einfluss in seine Überlegungen einbezog.

Im sehr gemischten Material des Buches findet man nicht nur nützliche schachbezogene Gesichtspunkte über Positionsspiel und Strategie, die Balance von Material, Zeit und Raum, Angriff und Verteidigung, sondern auch, was in kritischen Situationen zu tun ist, nämlich die Stellung einzuschätzen und aus deren Merkmalen, also Stärken und Schwächen, einen Plan für den Angriff, die Verteidigung oder einen Gegenangriff abzuleiten oder die Transformation in einen vorteilhafteren Stellungstyp anzustreben. Schon Euwe empfahl diese Vorgehensweise. Laszlo Mihok hat all diese Elemente in einer modernen Sichtweise zusammengefasst und bietet sie anhand vieler klassischer und neuerer Beispiele dar.

In den einzelnen Kapiteln werden viele kritische Stellungen gezeigt, und wie man sie vorteilhaft behandelt. Es gibt jedoch auch zahlreiche Beispiele, in denen der komplette Partieverlauf ohne weitere Kommentare bis zu dem Punkt angegeben wird, an dem die entscheidende Position erreicht wird, um von dort an die beste Vorgehensweise aufzuzeigen. In diesen Fällen würde die eingehende Kommentierung der Gesamtpartie vom eigentlichen Thema ablenken und zudem den Rahmen des Buches sprengen, für wissbegierige Spieler ist die dennoch gezeigte Vorgeschichte der fraglichen Stellung aber doch nicht uninteressant.

Wer die Mühe des konsequenten Durcharbeitens dieses Werkes auf sich nimmt, wird auf vieles stoßen, das ihm in dieser Form noch nicht begegnet ist. Er wird nicht nur neue schachbezogene Ratschläge zur Partieführung entdecken, sondern auch Hinweise auf den Einfluss der Gesamtsituation eines Spielers auf dessen Verhalten.

Hans-Peter Ketterling
Berlin, im Juli 2022


Laszlo Mihok ist Diplomingenieur, FIDE-Meister, FIDE-Trainer und Schachbuchautor. Er wurde 1954 in Ungarn geboren und lebte und arbeitete 20 Jahre in Deutschland. Dieses ist sein viertes Schachbuch, das bekannteste ist das Kombinationsbuch „Pawndynamics“.Seit 1976 unterrichtet er Schach, eine Tätigkeit, die ihn schon immer gereizt hat.Als Trainer des Deutschen Schachbundes nahm er an sechs Jugendwelt- und Europameisterschaften teil. Er unterrichtete einige außergewöhnlich talentierte und inzwischen weltbekannte Schachspieler, darunter die junge WGM Ildiko Madl und GM Adam Kozak.In den 1980er Jahren trainierte er WGM Sofia Polgar und war GM Susan Polgars Trainingspartner.Seit dem fünften Lebensjahr seines Sohnes GM Oliver Mihok, der deutscher U8- und ungarischer U12- sowie U12-EU-Meister und Vizemeister bei der U16-Mannschafts-WM wurde, ist er dessen Trainer.In der letzten Zeit ist er als Trainer in Süddeutschland und im Alpenraum tätig, besonders in Württemberg, seine Schüler haben insgesamt mehr als zehn Landesmeistertitel erworben. (Cover)